RMS Titanic „das Schiff der Träume“
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RMS Titanic „das Schiff der Träume“
Noch ein bisschen größer, schneller und vor allem luxuriöser als das Schwesterschiff „Olympic“ sollte der jüngste Neubau der White Star Line werden. Schon ihr Name verhieß Großes, erzeugte aber auch Ängste und Aberglaube, denn hatten die Titanen in der griechischen Mythologie nicht seinerzeit den Kampf gegen die Götter verloren? Am Ende sollten selbst die schlimmsten Befürchtungen hinter der grausigen Realität jener tragischen Nacht im April zurückbleiben. Der Name „Titanic“ aber wurde bis heute zum Synonym für Katastrophe und Verderben.
Dabei hatte im Frühling 1912 alles so hoffnungsvoll begonnen. Mit der „Titanic“ war der White Star Line ein weiteres Glanzstück gelungen, sie war das größte Schiff der Welt und die Krönung einer Königsklasse. Noch opulenter als Ihre Schwester, verfügte sie unter anderem über verglaste Promenadendecks, um störende Winde von den Passagieren fernzuhalten. Ein Fitnessraum war ebenso zu finden wie die legendäre große Freitreppe als Höhepunkt der prachtvollen Innenausstattung. Der Speisesaal im jakobinischen Stil als größter Raum auf See überhaupt faszinierte die Menschen ebenso wie die Suiten und Kabinen, die den unterschiedlichsten Epochen nachempfunden waren und so nahezu unbegrenzte Wahlmöglichkeiten selbst für die anspruchsvollsten Individualisten boten. Der Rauchsalon war vollständig Mahagoni getäfelt und mit echtem Perlmutt verziert. Seine Fenster bestanden aus buntem Mosaikglas, die, wie bei gotischen Kathedralen üblich, den Raum mit Licht in allen Farben des Regenbogens versorgten.
Doch auch äußerlich war die „Titanic“ ein einziger Superlativ. Achtzehn Stockwerke ragte der mächtigste Ozeanriese der Welt in den Himmel, durch die Ovale seiner Schornsteine hätten bequem Züge fahren können und in jedem der 29 gewaltigen Heizkessel des britischen Luxusliners hätten 3 Londoner Doppelstockbusse ohne Probleme Platz gefunden. In der „Titanic“ vereinigte sich die Pracht des ausgehenden victorianischen Zeitalters mit der modernsten Technik des 20. Jahrhunderts zu einer grandiosen Symbiose. Sie wurde als eine Art achtes Weltwunder empfunden, der entscheidende Sieg des Menschen über die Natur, ein Schiff, dessen Überlegenheit man niemals mehr in Frage stellen würde. Der Ozeanriese strahlte in gleichem Maße grenzenlosen Optimismus wie Würde aus. Selbst die deutsche Konkurrenz zog anerkennend den Hut vor dem „Wunderschiff“ aus Großbritannien. Mit Vorschusslorbeeren versehen, wurde sie von den Menschen bald „das Schiff der Träume“ genannt. Und das war sie auch, das war sie wirklich.
Nie aber proklamierte man von offizieller Seite die Unsinkbarkeit des Schiffes. White Star unternahm aber auch nichts gegen derartige Behauptungen, die immer wieder in der Presse auftauchten. Die „Titanic“ war selbst nach heutigen Maßstäben ein sehr sicheres Schiff, die Anzahl ihrer Rettungsboote überstieg die gesetzlichen Vorgaben bei weitem und so konnte man sich ohne Bedenken dem schwimmenden Grand Hotel anvertrauen. Am 02. April 1912 wurde die „Titanic“ offiziell in Dienst gestellt und machte sich im Anschluss auf den Weg zu ihrem faktischen Heimathafen Southampton, wo man sie begeistert begrüßte. Doch ein Streik der Kohlearbeiter verhinderte eine ausreichende Versorgung mit Brennstoff, so dass White Star schleunigst improvisieren musste. Die „Titanic“ sollte fahrplanmäßig am 10. April Richtung New York auslaufen und diesen Termin galt es unbedingt zu halten. Daher bunkerte man unter ungeheurem logistischen Aufwand Kohle von kleineren Schiffen der Reederei in den neuen Atlantikgiganten um, der dann auch tatsächlich pünktlich zur Abfahrt bereit stand. Allerdings hatte sich beim Beladen der Kohlebunker ein Feuer gebildet, das sich nicht vollständig löschen ließ. Als Schwelbrand begleitete es die „Titanic“ für die nächsten Tage. Auch wenn dieses Feuer in keinster Weise eine Gefahr für das Schiff darstellte, schien die Jungfernfahrt des Ozeanriesen unter keinem guten Stern zu stehen.
Doch von all dem ahnten ihre erwartungsvollen Passagiere nichts, als sie ihr schwimmendes Palasthotel betraten. Von der ersten Minute an konnte sich Thomas Andrews als Chefkonstrukteur der „Titanic“ vor den wohlmeinenden Komplimenten seiner Kundschaft kaum retten. Die „Titanic“ war ein in jeder Beziehung wundervolles Schiff und die Passagiere konnten sich auf ihrer ersten und einzigen Fahrt von all den besonderen Annehmlichkeiten überzeugen, was sie auch ausgiebig taten. Wie die „Olympic“ war auch die „Titanic“ ein schnelles Schiff und übertrumpfte ihre Schwester sogar noch um einen halben Knoten. Für einen Rekord aber war der Liner nicht konzipiert und das „Blaue Band“ lag auch überhaupt nicht im Interesse von White Star. Solche Gerüchte kamen erst Jahrzehnte später in Umlauf und entbehrten jeder technischen und auch firmenpolitischen Grundlage. Dass die „Titanic“ trotz Eiswarnungen mit unverminderter Geschwindigkeit über den Atlantik jagte, war zu jener Zeit gängige Praxis und unter den gegebenen Umständen nichts Außergewöhnliches.
Als das Schiff am 14. April 1912 um 23:40 mit einem Eisberg kollidierte, glaubte noch immer niemand an eine ernsthafte Gefahr für den Ozeanriesen. Kapitän Smith ließ ihn sogar noch mit halber Kraft weiter Richtung New York dampfen, so sicher war man sich, dass die Beschädigung den Liner höchstens aufhalten aber niemals ernsthaft gefährden könnte. Als nach einer genauen Inspektion des Schiffes Thomas Andrews das Todesurteil fällte, blieben Schockstarre und Ungläubigkeit. Das Ausmaß des Schadens unterhalb der Wasserlinie lag selbst bei den Berechnungen während der Konstruktion der „Titanic“ außerhalb des mathematisch Vorstellbaren. Dementsprechend waren auch die ersten Reaktionen auf die über Funk abgesetzten Hilferufe des sterbenden Ozeanriesen von Misstrauen und Unfassbarkeit geprägt. Selbst die „Olympic“ fragte nach ob die „Titanic“ ihr eventuell entgegenkommen könne, bevor man auf dem Schwesterschiff endgültig realisierte, dass die „Titanic“ tatsächlich sank.
Als sich die Fluten des Atlantiks am 15. April 1912 nach zweieinhalbstündigem Todeskampf über dem Ozeanriesen endgültig schlossen, war dies letzten Endes das Resultat einer Verkettung von tragischen Ereignissen. Bis zuletzt schien die „Titanic“ dabei ihre Würde zu wahren. Als hellerleuchteter Wolkenkratzer vor dem ewigen Dunkel des Firmamentes war sie auf erschreckende Weise ein erhabener und gleichzeitig doch tragischer Anblick. 1504 Menschen fanden den qualvollen Tod bei dieser größten zivilen Schiffskatastrophe auf dem Nordatlantik. Die „Titanic“ aber wurde in jener Nacht endgültig zum unsterblichen Mythos. Ein Mythos der die Menschheit seither begleitet und nicht mehr loslässt, über die Jahrzehnte durch Filme und Bücher tief eingebrannt in das kollektive Gedächtnis der Völker.
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Daten/Fakten
- Reederei: White Star Line
- Stapellauf: 31. Mai 1911
- Jungfernfahrt: 10. April 1912
- Länge: 269,04 m
- Breite: 28,19 m
- Größe: 46 329 BRT
- Leistung (max.): 59 000 PS
- Geschwindigkeit: 21-22 Knoten (normale Dienstgeschwindigkeit)
- 25 Knoten (max.)
- Kapazität: 2.453 Passagiere
- Dienstzeit: 02.04.1912 – 15.04.1912 (gesunken)